Corona-Krise: Zwei Drittel der Anwälte haben weniger Mandate

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Die Corona-Pandemie trifft auch die deutsche Anwaltschaft wirtschaftlich hart. Das geht aus einer aktuellen Umfrage der Bundesrechtsanwaltskammer (BRAK) hervor. Vom Einzelanwalt bis zum Großkanzlei-Partner haben sich insgesamt 14.489 Anwältinnen und Anwälte, also rund 9 Prozent der deutschen Anwaltschaft, beteiligt.

Danach verzeichnen zwei Drittel der Befragten erheblich weniger Mandate und knapp 8 Prozent haben seit der Corona-Krise sogar überhaupt kein neues Mandat erhalten. Dagegen berichten 19 Prozent von einem unveränderten Geschäft. Wie aus der Befragung weiter hervorgeht, haben bereits knapp 9 Prozent als Arbeitgeber in ihren Kanzleien Kurzarbeit angeordnet; 2 Prozent der Befragten arbeiten in Kanzleien, die Kurzarbeit für Sekretariate und/oder Anwälte angeordnet haben. Knapp 9 Prozent der Anwälte haben bereits Soforthilfe beantragt, 7,8 Prozent warten noch auf die Bearbeitung ihres Antrags und 28 Prozent rechnen damit, in den nächsten zwei Monaten einen entsprechenden Antrag zu stellen.

Damit wird deutlich, dass sich der Liquiditätsengpass in der Anwaltschaft zeitlich verzögert bemerkbar macht, weil viele derzeit noch Vorschüsse oder abgeschlossene Mandate abrechnen können. So haben der Umfrage zufolge auch mehr als 85 Prozent der Befragten noch keine Stundung von Sozialversicherungsbeiträgen beantragt. „Der Rückgang bei den Neumandaten wird sich jedoch langfristig auswirken“, befürchtet die Kammer. Zudem könnten die Anwälte teilweise nicht effektiv darlegen, dass die vorhandenen Mittel nicht ausreichten, um aktuelle Verbindlichkeiten zu decken.

Immerhin zeigt sich die Anwaltschaft verhalten bis zuversichtlich, was die Überwindung der Krise anbelangt. So glauben knapp 37 Prozent, dass sie die wirtschaftlichen Einbußen innerhalb von sechs Monaten überwinden können, knapp ein Viertel der Befragten rechnet mit einem Jahr und weniger als 5 Prozent mit 2 Jahren. 23 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass sie noch keine wirtschaftlichen Einbußen hinnehmen mussten.

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Anke Stachow ist freie Journalistin mit dem Schwerpunkt „Recht und Steuern“. Seit Anfang 2015 schreibt sie für Soldan regelmäßig über Themen, die Anwälte und Steuerberater interessieren. Anke Stachow hat viele Jahre als Redakteurin für die Financial Times Deutschland und die Frankfurter Allgemeine Zeitung gearbeitet.