Die Anwaltschaft wird immer weiblicher: Seit Jahren steigt der Anteil der Rechtsanwältinnen in Deutschland, wie Studien des Soldan Instituts belegen. Jetzt erhält der Deutsche Anwaltverein (DAV) erstmals eine weibliche Doppelspitze. Zum 1. April 2020 wird Dr. Sylvia Ruge die neue DAV-Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Anwaltvereins (DAV). Ein Jahr zuvor trat Rechtsanwältin Edith Kindermann ihr Ehrenamt als DAV-Präsidentin an.
Ruge wird für die Geschäftsstellen in Berlin und Brüssel mit mehr als 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verantwortlich sein. Zuvor hatte die Wirtschaftsmediatorin und Fachanwältin für Medizinrecht viele Jahre für die Schlichtungsstelle der Rechtsanwaltschaft gearbeitet, seit 2014 war sie deren Geschäftsführerin.
Ruge beginnt ihr neues Amt in schwierigen Zeiten, mitten in der Coronakrise. So arbeiten die Geschäftsstellen derzeit fast ausschließlich im Homeoffice. Bislang habe man die Coronakrise „mit viel Kompetenz und Herzblut“ in den vergangenen Wochen gemeistert, erklärt die neue Hauptgeschäftsführerin. Ob der Deutsche Anwaltstag jedoch wie geplant Mitte Juni in Wiesbaden stattfinden kann, ist unklar. Im Moment sei „keine verlässliche Risikoprognose“ für eine Veranstaltung in drei Monaten möglich, heißt es beim DAV. Man beobachte die Entwicklung genau und nehme wöchentlich eine Neubewertung vor. Allerdings hat sich der DAV entschlossen, die internationale Tagung (International Bar Leaders Symposium, IBLS), die parallel zum Anwaltstag stattfinden sollte, abzusagen.
Darüber hinaus sieht Ruge die maßgeblichen Herausforderungen für den DAV auch weiterhin darin, die Veränderungen des Anwaltsberufs durch die Digitalisierung sowie den Wandel des Rechtsdienstleistungsmarktes mitzugestalten. „Die Vielfalt der Anwaltschaft sollten wir erhalten, da sie den Zugang zum Recht gewährleistet. Es wird aber mehr Formen der Kooperation und Vernetzung geben, auch interdisziplinär“, sagt sie.
Ruge tritt die Nachfolge von Rechtsanwalt Philipp Wendt an. Der langjährige Leiter der Deutschen Anwaltsakademie, einer Tochtergesellschaft des DAV, hatte erst im April 2018 die Hauptgeschäftsführung von Dr. Cord Brüggmann übernommen und seinen Rücktritt auf eigenen Wunsch Anfang vergangenen Jahres erklärt.