Ist unsere Kanzlei für die Zukunft gut aufgestellt?

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Diese Frage wird kaum jemand mit einem uneingeschränkten „Ja“ beantworten können. Es wird immer etwas geben, das sich noch weiter verbessern lässt. Wie man sinnvoll den Status Quo analysiert und Strategien erfolgreich umsetzt – darüber spricht Ilona Cosack auf dem Deutschen Rechtsfachwirttag, der am 18. und 19. November in Bremen stattfindet. Die Inhaberin der ABC AnwaltsBeratung Cosack beschäftigt sich seit vielen Jahren mit digitaler Technik und modernem Kanzleimanagement.

Wo schlummern nach Ihrer Erfahrung die größten Verbesserungsmöglichkeiten in einer Kanzlei?

Ilona Cosack: Das lässt sich nicht pauschal sagen. Eine Rückschau am Ende eines Jahres sollte alle Bereiche umfassen. Wie lassen sich Arbeitsabläufe vereinfachen? Welche neuen Tools sollten wir dafür implementieren, um vielleicht auch den Fachkräftemangel besser kompensieren zu können? Wie können wir das besondere elektronische Anwaltspostfach besser nutzen? Wie können wir insgesamt noch digitaler in der Kanzlei arbeiten? Der Blick nach innen reicht aber allein nicht aus.

Sondern?

Ilona Cosack: Mindestens ebenso wichtig ist der Blick nach außen. Was erwarten unsere Mandanten? Wie können wir unsere Erreichbarkeit verbessern, schnellere Lösungen bieten? Legal Tech-Anbieter punkten damit, dass sie sich auf die Kundenbedürfnisse fokussieren. Das geschieht zum größten Teil mit Technik. Davon können traditionelle Kanzleien viel lernen: Es muss nicht alles von den Anwältinnen und Anwälten oder den Mitarbeitenden in der Kanzlei laufen, manchmal tun es eben auch Maschinen. Für den Mandanten zählt, das etwas passiert.

In den meisten Kanzleien ist inzwischen das Bewusstsein vorhanden, das etwas passieren muss. Trotzdem geht es oftmals nur langsam voran. Woran liegt es?

Ilona Cosack: Alle Veränderungen sind mühsam. Da meldet sich dann der innere Schweinhund. In der Kanzlei gibt es immer eine Akte, die wichtiger erscheint. Mein Tipp lautet daher: Reservieren Sie sich Zeit für Managementaufgaben. Setzen Sie sich Fristen, als wenn es eine Akte wäre und führen Sie To-Do-Listen und halten konkret fest, wer was bis wann macht!

Zukunftsprojekte werden schnell wieder begraben, wenn sich die Erwartungen nicht erfüllen. Kommt dieser Fehler in der Praxis häufig vor?

Ilona Cosack: Geduld ist wichtig – das stimmt. Man darf nicht erwarten, dass immer alles gleich funktioniert. Deshalb sollte man sich einen realistischen Zeitrahmen und mehrere kleinere Zwischenziele setzen. So lässt sich besser überprüfen, ob man sich noch auf dem richtigen Weg befindet. Und wer dann feststellen muss, dass er leider in einer Sackgasse gelandet ist, sollte keinesfalls entmutigt das Handtuch werfen, sondern von vorn anfangen. Aus den Fehlern lernt man häufig am meisten.

Ilona Cosack, Inhaberin der ABC AnwaltsBeratung Cosack