Im Verkehrsrecht und im Verkehrsordnungswidrigkeitenrecht ist der Wettbewerb mit Legal Tech-Anbietern für die Anwaltschaft am deutlichsten spürbar. Zwar berichten insgesamt nur 9 Prozent der Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte von einem Rückgang des Mandatsaufkommens durch Legal Tech; rund jeder dritte Anwalt aus dieser Gruppe nennt in diesem Zusammenhang das Verkehrsrecht. Das geht aus Erhebungen zum Berufsrechtsbarometer 2021 des Soldan Instituts hervor, für das 2.362 Anwältinnen und Anwälte zu den Auswirkungen der Aktivitäten von Legal Techs auf ihr Mandatsgeschäft befragt wurden (Link zum Beitrag aus November).
Am zweithäufigsten nennen die Befragten aus dieser Teilgruppe das Arbeitsrecht. Hier berichten 15 Prozent von Mandatsrückgängen. Beim Mietrecht einschließlich WEG-Recht sind es 13 Prozent und beim Fluggast- beziehungsweise Reiserecht 11 Prozent der Befragten. Es folgen das Familienrecht und das Zivilrecht mit jeweils fünf Prozent. Rückgänge im Sozial-, Verbraucher-, Bank- und Kapitalmarktrecht sind der Umfrage zufolge mit jeweils drei Prozent noch geringer.
Wie die Kölner Berufsforscher weiter herausgefunden haben, trifft der Wettbewerb der Legal Techs manche Anwältin und manchen Anwalt recht hart. So meldet ein Viertel der Betroffenen Rückgänge zwischen mehr als 30 Prozent, davon 11 Prozent sogar von mehr als 50 Prozent. „Ob diese Mandatsverluste tatsächlich auf diesem neuen Wettbewerb beruhen oder nicht vielleicht auch andere Gründe haben, lässt sich allerdings nicht mit Gewissheit sagen, da die Teilnehmerinnen und Teilnehmer uns lediglich von ihrer Wahrnehmung berichten konnten“, berichtet, Prof. Dr. Matthias Kilian, Direktor des Soldan Instituts und Professor für Rechtswissenschaften an der Universität zu Köln.
Deutlich wird jedoch auch, dass vor allem Generalisten besonders stark unter dem Konkurrenzdruck der Legal Techs leiden und im Vergleich zu den Spezialisten in größerem Ausmaß davon betroffen sind.