Die Kanzlei KTR in Leipzig mit ihren beiden Gründern Tim Schneidewind und
Kilian Springer hat den diesjährigen Soldan Kanzlei-Gründerpreis gewonnen. Die Fachjury überzeugte das moderne Gründungskonzept der beiden jungen Anwälte. Den Schwerpunkt ihrer Beratung haben sie auf digitale Themen wie Internet, Gründungsideen, New Work und Apps gelegt. Ungewöhnlich sind auch die Räumlichkeiten: Die Kanzlei befindet sich in einer Galerie. Dort arbeiten die drei Anwälte, ein wissenschaftlicher Mitarbeiter und eine Rechtsfachwirtin zusammen in einem großen Raum. Regelmäßig finden in der „Kanzlei-Galerie“ auch Kunstausstellungen und andere Events statt. Im Folgenden erklärt Kilian Springer, was die beiden Gründer anders machen als ihre Wettbewerber.
Was zeichnet Ihre Kanzlei aus?
Kilian Springer: Wir arbeiten sehr eng mit unseren Mandanten zusammen. Schwellenangst gibt es bei uns nicht: Lockere Kommunikation ist uns sehr wichtig. Wir duzen zum Beispiel auch viele Mandanten. Zudem legen wir großen Wert darauf, für unsere Mandanten gut erreichbar zu sein. Bei uns gibt es die Regel, dass innerhalb eines Arbeitstages auf eine E-Mail geantwortet werden muss. Und wenn uns jemand anruft, klingelt das Telefon an allen Schreibtischen – einer ist also immer der Ansprechpartner.
Ungewöhnlich ist natürlich auch unser Kanzleistandort in einer Galerie. Wir sind inzwischen ein Teil der Leipziger Kunstszene und organisieren die Ausstellungen in unserer Kanzlei zum Teil selbst. Das besondere Raumkonzept hat auch Folgen für unsere tägliche Arbeit: Wir arbeiten nahezu papierlos. Überhaupt versuchen wir vieles im Kanzleialltag und in der Beratung neu zu denken.
Moderne Technik spielt in Ihrer Kanzlei ebenfalls eine wichtige Rolle. Können Sie Beispiele für den Einsatz nennen?
Kilian Springer: Ich bin es gewohnt, dass Dinge schnell funktionieren. Aber leider musste ich feststellen, dass es gerade in unserer Anfangsphase nicht die passenden Lösungen
für uns gab. Es gab zum Beispiel noch keine zulässige Cloudlösung. Ein eigener Server in der Kanzlei wäre aber am Anfang zu teuer gewesen. So haben wir bestehende Programme für unsere eigenen Zwecke angepasst: Wir haben eine Software für das Aufgabenmanagement im Einsatz. Selbst entwickelte so genannte Legal-Tech-Lösungen setzen wir auch bei der Erstaufnahme von Mandanten und für Organisationsaufgaben rund um das Mandat ein. „Erste Hilfe“ bieten wir unseren Mandanten auch über unseren Chatbot auf unserer Internetseite an.
Welches waren die größten Hürden auf Ihrem Weg in die Selbständigkeit?
Kilian Springer: Die größte Hürde war sicherlich, erst einmal bekannt zu werden und Mandate zu bekommen. Wir haben deshalb intensiv an unserer Marketingstrategie gearbeitet: 22 Seiten umfasste das Marketingkonzept in unserem Businessplan, den wir zur
Finanzierung unserer Kanzleigründung bei der Bank vorgelegt haben. Darüber hinaus mussten wir manchmal auch den Mut haben, „nein“ zu sagen. Wir haben zum Beispiel Mandate abgelehnt, wenn sie nicht in das Profil unserer Kanzlei passten. Wir wollten nicht den Kern unserer noch jungen Marke verwässern.
Was raten Sie jungen Anwältinnen und Anwälten, die eine eigene Kanzlei gründen wollen?
Kilian Springer: Sie sollten auf jeden Fall den Schritt wagen und sich eine Nische suchen. Dabei sollten sie sich nicht allein auf ein Rechtsgebiet, sondern auch auf einen Mandantentyp spezialisieren. Sie sollten sich genau überlegen, was ihnen liegt und Spaß macht und darauf ihr Konzept aufbauen. Als Kanzleigründer hat man die Chance, vieles ganz neu zu denken. Das ist gerade das Reizvolle daran.