Law Clinics in Deutschland sind vielfältig und wenig institutionalisiert

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Der erste Law-Clinic Führer gibt einen Überblick über die studentische Rechtsberatung

Die Praxis mit der Theorie zu verbinden und das nicht erst im Referendariat – das ist das Ziel einer klinischen Juristenausbildung. Die studentischen Rechtsberatungen nach anglo-amerikanischen Vorbild erfreuen sich deshalb auch in Deutschland zunehmender Beliebtheit, nachdem der Gesetzgeber mit dem 2008 in Kraft getretenen Rechtsdienstleistungsgesetz überhaupt erst den rechtlichen Rahmen dafür geschaffen hat. Inzwischen haben sich an oder im Umfeld von 44 deutschen Hochschulen 67 Law Clinics gegründet, von denen 64 aktiv sind. Die deutsche Law-Clinic-Landschaft haben jetzt erstmals das Soldan Institut und das Institut für Anwaltsrecht an der Universität zu Köln anlässlich der diesjährigen Soldan Tagung zu diesem Thema in einem Law-Clinic-Führer dokumentiert.

Danach haben sich die Law Clinics in Deutschland mehrheitlich auf bestimmte Rechtsgebiete spezialisiert, wobei das Asyl- und Ausländerrecht deutlich dominiert. Auf diesem Gebiet engagieren sich derzeit 31 Law Clinics. Eher generalistisch ausgerichtete studentische Rechtsberatungen unterliegen dafür Beschränkungen in ihrem Angebot. Sie beraten zum Beispiel nur Studierende oder Asylsuchende, der Streitwert ist auf einen höheren dreistelligen Wert begrenzt oder bestimmte Rechtsgebiete wie das Strafrecht sind von vornherein ausgeschlossen.

Law Clinics stellen auch sehr unterschiedliche Anforderungen an die studentischen Berater: Manche verlangen keine besonderen Vorqualifikationen, andere hingegen die vorherige Teilnahme  an Vorlesungen, Seminaren oder Wokshops.

Grundsätzlich sind Law Clinics in Deutschland noch wenig institutionalisiert, hat Prof. Dr. Matthias Kilian, Direktor des Soldan Instituts und Herausgeber des Law Clinic Führers, festgestellt. Das gilt für die Anbindung an die jeweilige Universität ebenso wie für die finanzielle Ausstattung. So gehen die meisten Law Clinics auf das private Engagement von Studierenden und Hochschullehrern zurück und finanzierten sich überwiegend über Spenden. „Mit der fehlenden Institutionalisierung geht einher, dass die Law-Clinic-Landschaft nicht nur sehr dynamisch, sondern auch sehr volatil ist, sagt Kilian. „Bereits der Wechsel eines Hochschullehrers kann eine mühsam aufgebaute Law Clinic schnell ins Wanken bringen.“