Rechtsprechung in juristischen Online-Datenbanken

Kostenfreie Angebote im Überblick

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Rechtsanwälte haben ihre Beratung für Mandanten in erster Linie an der höchstrichterlichen Rechtsprechung auszurichten (BGH IX ZR 127/99). In bestimmten Fällen ist sogar die Rechtsprechung der Instanzgerichte heranzuziehen – gleiches gilt für Steuerberater (IX ZR 140/07). Aber natürlich ist das Interesse der genannten Berufsgruppen an einem möglichst umfassenden Zugang zu Rechtsprechung in juristischen Online-Datenbanken nicht nur aus haftungsrechtlichen Gründen sehr hoch. Entsprechende Bedeutung kommt den kostenpflichtigen und kostenfreien Angeboten von Entscheidungssammlungen zu.

In zwei Beträgen werden zunächst die kostenfreien Angebote inklusive einer Linkliste beschrieben, anschließend die kostenpflichtigen Angebote mit einem Leistungsvergleich.

Kostenfreie Rechtsprechungsdatenbanken

Auch „kostenlos“ hat seinen Preis. Die Recherche in den kostenfreien Rechtsprechungsdatenbanken ist im Vergleich zur Recherche in kostenpflichtigen grundsätzlich weniger komfortabel.

Zunächst gibt es eine Vielzahl verschiedenster Suchoberflächen. Das Bundesverfassungsgericht und die obersten Gerichtshöfe des Bundes stellen auf ihren Internetseiten Entscheidungsarchive zur Verfügung. Der Umfang der Archive ist dabei höchst unterschiedlich: so umfasst zum Beispiel die Sammlung des Bundesgerichtshofs die Entscheidungen ab dem Jahr 2000, die Sammlung des Bundessozialgerichts die Entscheidungen erst ab dem Jahr 2010. Seit kurzem können jedoch sämtliche Entscheidungsarchive der Bundesgerichte und des Bundesverfassungsgerichts auch unter der kostenfreien juris-Oberfläche rechtsprechung-im-internet.de durchsucht werden. Die Entscheidungen der Landesgerichte sind über die verschiedenen Landesrechtsprechungsdatenbanken der Bundesländer recherchierbar – eine übergreifende Suchoberfläche, die kostenfrei ist und ohne Registrierung auskommt, existiert aktuell nicht.

Der zuvor schon genannte, begrenzte Umfang der kostenfreien Archive ist ein weiterer Nachteil im Vergleich zu den kostenpflichtigen Entscheidungsdatenbanken. Doch hier lohnt sich ein genauer Blick – denn: Gerade in den Landesrechtsprechungsdatenbanken finden die Nutzer hin und wieder Entscheidungen, welche in keiner kostenpflichtigen Rechtsprechungsdatenbank auftauchen. Vor dem Hintergrund der Vollständigkeit sollten bei intensiven Recherchen die Landesrechtsprechungsdatenbanken also nicht außen vor gelassen werden.

Letztlich fehlen den kostenfreien Entscheidungsdatenbanken regelmäßig die wertvollen Verknüpfungen mit Normen und der einschlägigen Fachliteratur, welche die Verlage aus nachvollziehbaren Gründen nicht in kostenlosen Bereichen von Online-Datenbanken bereitstellen.

Hier die wichtigsten kostenfreien Rechtsprechungsdatenbanken im Überblick:

Die Gerichte der Länder Bremen und Thüringen haben keine zentralen Landesrechtsprechungsdatenbanken.

Hier die wichtigsten Einzelquellen aus Bremen und Thüringen für Rechtsprechung:

Kostenpflichtige Rechtsprechungsdatenbanken

Der Anbieter juris sowie sämtliche Verlagsdatenbanken wie beck-online, Haufe, JURION oder Otto-Schmidt verfügen über unterschiedlich umfangreiche Rechtsprechungsarchive. Die Archive der Anbieter beck-online, JURION und juris gehen weit über den Umfang der kostenfreien Archive hinaus, wobei nur JURION und juris einzeln buchbare Module anbieten, in denen der Primärconten, d.h. Rechtsprechung und Gesetzestexte im Focus stehen…

Der Vergleich der kostenpflichtigen Rechtsprechungsangebote ist Gegenstand des Folgebeitrags.