„Der Steuerberater ist der qualifizierte Wegbegleiter für den Mittelstand“

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Ein Gespräch mit DStV-Präsident Harald Elster über die Spezialisierung zum Fachberater.


Mit welchen beruflichen Herausforderungen müssen sich die Steuerberater aktuell auseinandersetzen?

Harald Elster: Wir stellen fest, dass der Bereich der betriebswirtschaftlichen Beratung zunehmend an Bedeutung gewinnt. Für viele mittelständische Unternehmen ist der Steuerberater häufig der erste Ansprechpartner und wird als engster Vertrauter gesehen. Denn er steht in ständigem Dialog mit den Unternehmern und kennt aufgrund der häufig langjährigen Zusammenarbeit „seine“ Unternehmen so gut wie kaum ein anderer. Oft gehen deshalb auch Fragen abseits der reinen steuerlichen Beratung zuerst an den Steuerberater. Dies ist ein entscheidender Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Beratern. Umso wichtiger ist es für den Steuerberater, sich nicht nur mit den finanziellen Fragen seiner Mandanten, sondern auch mit Produkten, Fertigungsprozessen, Vertriebswegen usw. zu beschäftigen, um zusätzlich zum steuerlichen Spezialwissen zugleich auch im Bereich der betriebswirtschaftlichen Beratung den Gesamtüberblick zu erhalten. Damit ist der Steuerberater der qualifizierte Wegbegleiter, wie ihn sich der Mittelstand wünscht.

Welche Rolle spielt die Spezialisierung bei den Steuerberatern?

Harald Elster: Eine gute und verantwortungsvolle Betreuung kann eine Kanzlei beispielsweise dadurch sicherstellen, dass sie ihr Leistungsportfolio konsequent an den konkreten Bedürfnissen ihrer Mandanten oder an bestimmten Branchenanforderungen ausrichtet. Der DStV unterstützt Kolleginnen und Kollegen dabei unter anderem durch die Qualifizierung zum Fachberater (DStV e.V.). Besondere Fortbildungsangebote etwa im Bereich der Nachfolgeplanung, in Sanierungsfragen, auf dem Gebiet der Testamentsvollstreckung oder bei der Vermögensplanung ermöglichen es den Berufsangehörigen, eine entsprechende Fachberaterbezeichnung zu erwerben und diese Spezialisierung im Kanzleimarketing auch besonders hervorzuheben.

Wie viele Fachberaterbezeichnungen gibt es?

Harald Elster: Derzeit werden neun Fachberaterbezeichnungen (DStV e.V.) angeboten. Qualifizieren kann man sich in den Fachgebieten Rating, Sanierung und Insolvenzverwaltung, Internationale Rechnungslegung, Testamentsvollstreckung und Nachlassverwaltung, Unternehmensnachfolge, Mediation, Controlling und Finanzwirtschaft, Vermögens- und Finanzplanung sowie im Gesundheitswesen. Der DStV arbeitet kontinuierlich daran, sein Fachberaterkonzept weiterzuentwickeln und an die Bedürfnisse und Erwartungen der Berufsangehörigen und Mandanten anzupassen. So hat der Fachberater für das Gesundheitswesen 2014 das bewährte Fortbildungsangebot zum Fachberater um einen weiteren Bereich verstärkt.

Wie sieht die Weiterbildung zum Fachberater (DStV e. V.) aus und was kostet sie?

Harald Elster: Das notwendige Rüstzeug für die Qualifikation zum Fachberater (DStV e. V.) erhalten interessierte Kolleginnen und Kollegen in besonderen, vom Verband akkreditierten Fachlehrgängen. Die Lehrgänge werden unter anderem auch durch das Deutsche Steuerberaterinstituts (DStI) angeboten. Dort wird in sechs Lehrgangseinheiten, die blockweise in der Regel donnerstags bis samstags stattfinden, das notwendige theoretische Wissen in kompakter Form in insgesamt 120 Unterrichtsstunden vermittelt. Die Lehrgänge enden mit zwei schriftlichen Klausurarbeiten. Ein Fachberaterlehrgang des DStI kostet für Mitglieder der DStV-Mitgliedsverbände inklusive der Teilnahme an den beiden Leistungskontrollen 3.620,– €, für alle anderen Teilnehmer 3.920,– €. Mit erfolgreichem Abschluss des Lehrgangs erfolgt bei Nachweis der entsprechenden praktischen Erfahrungen auf dem Fachgebiet die Anerkennung durch den DStV zum Fachberater (DStV e.V.).

Wie unterstützt der Verband seine Fachberater?

Harald Elster: Wir unterstützen sie dabei, ihre Qualifikation aktiv zu vermarkten. Wir bieten zum Beispiel spezielle Fachberaterlogos, die sie auf ihren Homepages, Briefbögen und Visitenkarten oder in Kanzleibroschüren verwenden können. Außerdem haben wir Info-Flyer entwickelt, die sie an ihre Mandanten weitergeben können.

Im Vergleich zu den Fachanwaltschaften sind die Zahlen bei den Steuerberatern noch eher gering. Woran liegt das?

Harald Elster: Angesichts der im Vergleich zu den Steuerberatern erheblich höheren Zahl zugelassener Rechtsanwälte liegt es bereits in der Natur der Sache, dass die Zahl der Fachberater hinter denen der Fachanwälte zurück bleibt. Außerdem muss man sich bewusst machen, dass das Konzept der Fachanwaltschaften mittlerweile schon seit mehreren Jahrzehnten besteht, das Fachberaterkonzept hingegen erst vor wenigen Jahren ins Leben gerufen wurde. Umso erfreulicher ist es, dass sich das Fachberaterkonzept innerhalb weniger Jahre erfolgreich etablieren konnte. Die Zahl von mittlerweile rund 2.700 Kolleginnen und Kollegen, die in den Lehrgängen zum Fachberater (DStV e.V.) qualifiziert wurden, zeigt diese Entwicklung. Bestätigt wird dieser positive Trend auch durch Umfragen des DStV unter seinen Fachberatern: 74 Prozent der Befragten würden diese Zusatzqualifikation zum Fachberater (DStV e.V.) uneingeschränkt empfehlen.

Harald Elster

Harald Elster Bild: DStV
Harald Elster
Bild: DStV

Harald Elster ist seit Juni 2013 Präsident des Deutschen Steuerberaterverbandes e.V. (DStV) in Berlin. Seit 2000 engagiert er sich im Präsidium des Steuerberaterverbandes e.V. Köln, dem größten Regionalverband unter dem Dach des DStV, 2008 wurde er dort zum Präsidenten gewählt. Elster ist Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, seine Kanzlei hat ihren Sitz in Reichshof im Bergischen Land.